Wolle aus Graubünden
Einer der grossen Hersteller von Schweizer Isolationsmatten aus Schafwolle und der einzige Schweizer Hersteller von formstabilen Dämmplatten aus Schafwolle – die Sozialfirma fiwo im thurgauischen Amriswil – bezieht sein Rohmaterial auch in Graubünden. In acht Sammelstellen – also auf Höfen von Poschiavo bis Saas im Prättigau und von Samnaun bis Splügen – wird die Wolle der Bündner Schafe aus der Region nach der Schur angenommen und in den Thurgau geliefert. Dort wird sie zu EMPA-geprüften Dämmplatten, Akustikdämmplatten, Trittschalldämmungen, aber auch zu Stopfwolle, Einblasdämmung, Dämmzöpfen oder Balkenvlies verarbeitet. Über die Baumaterial-Lieferanten der Region kommen die fertigen Dämmmaterialien wieder nach Graubünden. Bei der Holzwerkstoffe Gfeller AG in Landquart etwa werden die Platten von fiwo vertrieben. Mit der Wolle von 4000 Schafen kann man ein Haus isolieren.
Vor allem bei Bauherren, welche grossen Wert auf Ökologie setzen, werden Platten aus Schafwolle im Zusammenhang mit wasserdampfdurchlässigen Schlämmputzen angewendet. Wichtig ist dabei vor allem, dass man sauber und mit den richtigen Dampfbremsen arbeitet, damit die Wolle ihre positiven Eigenschaften auch entfalten kann. Dann kann der Putz zusammen mit der Wolle viel Feuchtigkeit aufnehmen und so das Raumklima regulieren und positiv beeinflussen. Denn – so fanden Wissenschaftler des ECO-Umweltinstitut GmbH, Köln, in den 1990er Jahren heraus – Schafwolle baut die Schadstoffe von neu eingebauten Materialien ab. Insbesondere Formaldehyd, welches bei Bindemitteln für Holzwerkstoffe verwendet wird, reagiert mit den Schafwollfasern. Das Resultat sind stabile und unschädliche Verbindungen – das heisst, Schafwolle kann sogar zur Sanierung von Räumen verwendet werden, wo Möbel, Wände oder Decken auf Spanplattenbasis eingesetzt wurden. Da die Wolle selbst unbelastet ist, kann sie ohne Schutzkleidung verarbeitet werden.