Ohne Entscheidungsdruck von Verkäuferseite konnten wir uns dem Haus und dem Ort langsam annähern. Mehr noch, der Verkäufer drückte uns den Hausschlüssel in die Hand, als wir fragten, ob wir uns das Objekt an Ostern nochmals anschauen dürften, was wir dann auch taten. War es das Haus oder war es das nicht? Es liess mich nicht los, und so fuhr ich ein drittes Mal hin. Es war ein sonniger Tag, und als ich am Mittag um die Ecke bog, lag ein Mann im Gras und schlief. Markus, der Schreiner, liess sich nicht gross stören, wies mich freundlich, aber bestimmt darauf hin, dass seine Mittagspause bis 13 Uhr dauern würde, er mir danach aber gern für Fragen zur Verfügung stünde. Also zog ich mich zurück, setzte mich auf einen Stein am nahen Averser Rhein und liess die Landschaft auf mich wirken. Die Wiese noch dürr und karg, die Bäume ohne Blätter und die Lärchen nadelfrei. Aber die Vorstellung, wie das alles im Sommer aussehen könnte, die unverbaute Landschaft vor dem schönen alten Haus, das Rauschen des Flusses, erfüllte mich zunehmend mit Freude. Ich liess mir Zeit, als ich ins Haus ging, liess die Atmosphäre auf mich wirken, die Arvenstube mit dem grossen Ofen, die unverputzten Wände und versuchte mir aufgrund der Pläne und der Skizze der Küche vorzustellen, wie die Räume aussehen würden. Ich wanderte nach Cresta hinauf, und auf dieser Wanderung begann sie, die Liebesgeschichte mit der Tgea Mulegn.
Zum Glück zog mein Mann mit, etwas langsamer als ich, aber mit zunehmender Begeisterung fuhr er nun fast jede Woche mit mir einmal hoch nach Ausserferrera. Ob das Haus Ende Juni wirklich fertig sein würde? Wir hatten sozusagen die Katze im Sack gekauft, aber das Vertrauen in die Verkäuferschaft war da, und wir waren sicher, dass ihre Vorstellungen mit unseren übereinstimmen würden. Es war eine spannende, eine lebendige Zeit, in der wir das Werden der Innenräume im Haus miterlebten. Bei unseren wöchentlichen Besuchen lernten wir all die Schreiner, die Maler und die Malerin, die Elektriker, den Metallbauer, Restaurator, Baumeister, Ofenbauer, kurz alle Handwerker, kennen. Ich war immer wieder beeindruckt von der Arbeitsatmosphäre, dem Miteinander der Handwerker, deren Freude, Stolz und Identifikation mit ihrem Beruf.