Der gebürtige Bündner Hans Coray (1906 bis 1991) hat es mit seinem Entwurf «Landi-Stuhl» in den Olymp des Designs, nämlich ins MOMA (Museum of Modern Art) in New York, dem Museum für Design schlechthin, geschafft. Hans Coray entwarf den «Landi-Stuhl» 1938 für die Schweizer Landesausstellung 1939 in Zürich. Der Stuhl wurde x-tausendfach hergestellt und reproduziert und zählt zu den meistverkauften Möbeln weltweit.
An Kreativität und guten Würfen fehlt es nicht
Seither fehlt es an derart erfolgreichen Bündner Designern, nicht aber an spannenden Arbeiten und Entwürfen aus Graubünden. Die Designer der Neuzeit haben an Hochschulen oder Universitäten studiert. Daneben gibt es aber auch viele aktive, autodidaktische Praktiker wie Schreiner, Zeichner und Konstrukteure. Die Kreativität wird schon an der Basis gefördert. So entwerfen Schreinerlehrlinge bereits während der Lehre ihre eigenen Designermöbel. Es entsteht ständig eine Vielzahl schöner, intelligenter und vor allem ökologischer Möbel in Graubünden, meist individuell vom Handwerker im Kundenauftrag gefertigt. Selten schaffen es einzelne zu Kleinserien, oft bleibt es beim Prototypen oder beim Einzelauftrag. Daraus lässt sich die Frage ableiten, ob die Design-Ikonen von einst noch den Idealen und Wertvorstellungen der Konsumenten von heute entsprechen. Im Zuge der Globalisierung wurden die Werte der regionalen Vernetzung und Wertschöpfung neu entdeckt und wieder belebt. «Aus der Region – für die Region» liegt im Trend, nicht nur im Nahrungsmittelsektor. Durch die Verwendung einheimischer Werkstoffe, kurzer Transportwege, lokaler Produktion und Fertigung durch einheimische Fachkräfte, wird das Maximum an Wertschöpfung für die Region erzielt. Dies ist aus ökonomischer und ökologischer Sicht interessant. Genau diese Kriterien entsprechen offensichtlich dem Bedürfnis des Konsumenten. Und genau deswegen ist er bereit, mehr dafür zu bezahlen. Warum also nicht auch bei Möbeln? Diese Frage müssen sich die Möbelindustrie und die regionalen Produzenten gleichsam stellen. Denn ohne professionelles Marketing, gut organisierte Vertriebskanäle und ausreichend Absatzstellen werden regional gefertigte Möbel im Markt kaum Erfolg haben. Gefordert sind Grosshändler und Produzenten wie beispielsweise Möbel Pfister oder Vitra, welche sich zu strategischen Kooperationen mit den regionalen Urhebern bekennen müssten.