Synergien nutzen
Das Infrastrukturgebäude – in den Farben der RhB, also mit Rot und Silber gestaltet – steht in diesen Gleisanlagen wie die Brücke eines Supertankers, zu ebener Erde führen die Gleise direkt ins Gebäude. Hier stehen die Schieneneinsatzfahrzeuge und Bauzüge der Fachdienste, im zweiten Untergeschoss, in der Tiefgarage, sind die Strasseneinsatzfahrzeuge parkiert. Gerade werden die Arbeiten an der definitiven Strassenzufahrt ausgeführt. Doch die Schönheit der Aussicht muss warten, denn wir müssen weiter. Hinunter geht es, ins Parkgeschoss. Die Türen öffnen sich mit der elektrischen Schlüsselkarte. «Ich wollte die Fachdienste Infrastruktur alle an einem Ort vereint haben», sagt Florin, «deshalb zeichnete ich Architekt Maurus Frei fünf sich vereinigende Kreise – für jeden Bereich einen. Das Gebäude selber sollte so organisiert sein, dass alle Fachdienste hier Raum finden und miteinander direkt kommunizieren können.» Deshalb stehen hier die vierradgetriebenen Einsatzfahrzeuge des Fahrleitungsdienstes neben jenen des Bahndienstes Nord, der sich um Weichen und Gleise kümmert. Kommen die Teams hierher zur Arbeit, parken sie, gehen einen Stock höher in ihre Garderoben und machen sich einsatzbereit. Schon hier werden die Informationen ausgetauscht – schliesslich sind vom Ingenieur bis zum Bauarbeiter alle im selben Gebäude. Jeder Mitarbeiter hat zwei bis drei eigene Garderobenschränke – wenn er oder sie die Garderobe mit der Schlüsselkarte betritt, öffnen diese sich automatisch. Ob Sommer, ob Winter, ob Hochgebirgseinsatz oder Tunnelarbeit – Kleider und Ausrüstung stehen bereit. Hier wird das erste Mal klar, dass nicht nur Engineering und Planung in diesem Gebäude konzentriert sind, sondern dass von hier alle Interventionen ausgehen. Insgesamt fünf Fachdienste sind neu zusammen in diesem Gebäude untergebracht: Sicherungsanlagen, Kabeldienst, Niederspannung/Telekom, Energie und Fahrleitung sowie der Bahndienst Landquart. Auch die Teams für den Ausseneinsatz haben hier je ihre eigenen Teamräume – hier werden die Einsätze besprochen, hier stehen Rucksäcke und Koffer mit Material bereit, wenn es schnell gehen muss. Die Lagerräume müssen – je nach Aufgabe – viel fassen können, von einfachem Arbeitsgerät bis zu Spezialgeräten und -werkzeugen. Ein Kurzstopp vor der Orientierungskarte: «Von Landquart bis Ilanz, Thusis und Davos ist der Bahndienst Nord zuständig.»
Eine Werkstatt für alle Dienste
Weiter geht es hinauf, wieder ins Erdgeschoss. Christian Florin wechselt ein paar Worte mit einem Mitarbeiter der Werkstatt. «Auch noch keinen Feierabend?» Im Sauseschritt durch Räume, wo geschweisst wird, wo Drehbänke stehen, wo – in einer eigenen Lackiererei – Ersatzteile beschichtet werden. Der Vorteil: Man kann mit modernsten Geräten und Maschinen arbeiten, denn alle Dienste können von denselben Werkstatträumen profitieren. Davor öffnet sich – jetzt über zwei Stockwerke hoch – die Einstellhalle. Darin dieselelektrische Lokomotiven, welche schwere Bauzüge, Oberleitungszüge oder – im Winter – auch Schneeschleudern ziehen können und die auch dort zum Einsatz kommen, wo eine Fahrleitung ausgefallen ist. Im ersten Obergeschoss der Fachdienst Elektrotechnische Anlagen mit den Sparten Sicherungsanlagen/Automation, Niederspannung/Telekom, Kabelanlagen und Energie/Fahrleitung. Auf einem Teststand ein Bildschirm zur Fahrgastinformation. Hier werden diese Anlagen programmiert, bevor sie dann an die jeweilige Station ausgeliefert werden. Daneben eine Reihe bereits beschrifteter Koffer, je nachdem, wohin der Einsatz geht. Die Wandfarbe hier kupferrot, passend zum Material, das in vielen Kabeln den Strom leitet. Ein grosser Lift verbindet die Räume – so können elektronische Anlagen und vieles mehr zur Revision gebracht werden. Zurück im zweiten Stock dann die Engineering-Teams der verschiedenen Fachdienste. Jedes wiederum in einem Grossraumbüro in der Fachdienstfarbe beheimatet, jedes hat einen eigenen Kühlschrank und auch eine Besprechungsinsel. An den Decken Betonbalken, in denen die Heiz- und Kühlrohre verlaufen. So kann die Temperatur auf angenehmen 24 Grad gehalten werden.