Weitsichtig geplant – elegant umgesetzt
Die Parzelle liess es zu, den Neubau rund acht Meter weiter talwärts vom ursprünglichen Standort des abgerissenen Gebäudes zu erstellen, was der ohnehin schon unglaublichen Aussicht zusätzlich Rechnung trug. Zudem wurde das neue Haus ganz nach Süden ausgerichtet. Sehr intelligent und variabel nutzbar wurden auch die fünf Wohneinheiten konzipiert. Nebst einer in die Dachschräge gebauten 3,5-Zimmer-Wohnung im Dachgeschoss, einer grosszügigen 4,5-Zimmer-Wohnung im zweiten Obergeschoss und zwei identischen, im Grundriss gespiegelten 3,5-Zimmer-Wohnungen im ersten Obergeschoss wurde das ganze Erdgeschoss für den Eigenbedarf geplant und bietet zusätzlich zur selbst bewohnten Wohnung Platz für das eigene Gewerbe. Die Tiefgarage beherbergt die Technik, Keller- und Abstellräume sowie ausreichend Parkplätze für alle Hausbewohner. Das Haus überrascht mit seiner inneren Grösse, denn die äussere Erscheinung wirkt dank der lebendigen, vertikal ausgerichteten Bretterfassade, dem geschweiften Dach, den herausgestülpten, üppigen Fenster- und Türeinfassungen aus Aluminium-Blech und dem dreiseitig verglasten Wintergarten elegant, wohl proportioniert und alles andere als gross.
Keine Container, dafür ein Refugium im Fels
Dass die recht unkonventionelle Gestaltung des Hauses keinerlei Einsprachen verursachte und vom Bauamt St. Moritz problemlos bewilligt wurde, erstaunt. Doch spätestens nach der Realisation der «Chesa Futura», dem organischen Rundbau von Lord Norman Foster ist in St. Moritz vieles, aber trotzdem nicht alles möglich. Ursprünglich wollte die Bauherrschaft ein Container-Haus aus neben- und übereinander gestapelten Seefracht-Containern. Ein solcher Bau war aber im Rahmen der geltenden Bauvorschriften nicht realisierbar, und die Idee wurde bald verworfen. Aber nicht ganz: Ein weiter unten in den Hang gebauter, vom Haus losgelöster autonomer Raum konnte realisiert werden und erinnert entfernt an einen Container. Der auf zwei Seiten offene und verglaste Beton-Bau eröffnet ein unglaubliches Raumgefühl. Zum einen sieht man ins Tal, zum anderen in die herausgebrochene Felstaverne. Von Bunker oder Container ist aufgrund der Aussicht und Lage aber nichts zu spüren. Ein spartanischer Raum mit viel Platz für Kreativität. Ein Refugium zum Verweilen, Ruhen oder einfach Sein. Segantini würde hier gerne malen, denke ich mir.