Leise pfeifend und bewaffnet mit Seil und Rundbürste, steigt Kaminfegermeister Hitsch Kessler vorsichtig über die Leiter von einem Hausdach in Schiers-Maria. Bevor er sich aber ins Haus begibt, sich den Feuerungsanlagen widmet, begutachtet er noch den Brennholzvorrat von Eigentümer Hampi Hitz. Dieser erwartet ihn vor seinem im Freien stehenden, aber gut gedeckten Brennholzstapel aus Buchenholz. «Perfekt. Fachgerecht gelagert, idealer Trocknungsgrad und von hohem Energiewert», lautet das lobende Fazit von Kessler. Demnächst zersägt und spaltet Hitz seinen Vorrat noch in kleine, handliche und gut brennbare Scheiter, so dass er und seine Frau Helen in den nächsten zwei Jahren behaglich warme Wohnräume haben.
Das Problem mit dem Feinstaub
«Kleinholzfeuerungen sind eigentlich schlecht, da die benötigten hohen Temperaturen für eine gute Verbrennung und möglichst feinstaubfreie Abgase fast nicht zu erreichen sind», erklärt Kessler. «Darum legen wir Wert auf eine gute Holzqualität, unbehandeltes und nicht zu grob geschnittenes Brennholz und auf das Abbrennen von oben, das bei den meisten Systemen gut funktioniert.» Diese Massnahmen, so Kessler, hätten in den letzten zehn Jahren sehr viel gebracht, was die Feinstaub- und Kohlenmonoxid-Belastung betreffe. Bedingt durch die gesetzlichen Brandschutzvorschriften, die Kontrollen der Kaminfeger und das Gespräch mit ihren Kunden, ist auch ein weiteres, die Umwelt stark belastendes Problem weitestgehend verschwunden: das Entsorgen von Abfällen via Ofen und Kamin. Der 55-jährige Kessler mag sich entsinnen an im Ofenboden eingebrannte Joghurtbecher und Reste von zerschnittenen Plastikgelten. Vieles wurde vorher so entsorgt, aus Unwissen und mit der Einführung der Sackgebühren, als Sparmassnahme. Dass sich der bei der Verbrennung entstehende Feinstaub mit äusserst problematischen Substanzen vermischt, aber in unmittelbarer Umgebung wieder zu Boden senkt und dadurch den selbst gepflanzten und mit viel Liebe gezüchteten Biokopfsalat in einen währschaften Giftcocktail verwandelt, leuchtet jedem Gesprächspartner der Kaminfeger ein und die Sache mit der illegalen Entsorgung via Kamin hat ein Ende. Überhaupt das Gespräch, das sei wichtig, betont Kessler, und gibt ein weiteres Beispiel. Reklamationen von betroffenen Nachbarn gingen heute häufig über den Gemeindevorstand bei ihm ein, statt über das Amt. Ihm sei das lieber, denn im Gespräch könne er den Sünder oder die Sünderin aufklären, sonst werde es schnell sehr teuer, sagt er lachend und steigt, eine lüpfige Melodie vor sich hinpfeifend, die Treppe zur Haustüre hoch.