Die Berggasse in Chur am Fusse des Mittenbergs ist architektonisch geprägt von Einfamilienhäusern unterschiedlichster Grösse und Formen. Ein Stilmix ist da im Laufe der Zeit entstanden. Das mag für viele irritierend wirken, hat aber seinen ganz besonderen Reiz. Eine gewisse Einheit ist trotzdem nicht zu übersehen, denn die meisten Bauten sind von Mäuerchen eingesäumt, die vor allzu neugierigen Blicken schützen. Das ist auch beim Eigenheim von Sandra Romer und Michael Schumacher nicht anders. In der zur Strasse gewandten Mauer, üppig bewachsen mit Wilden Reben, ist nur ein kleines Gartentor eingelassen. Den Besucher erwartet ein bezauberndes Grundstück an Hanglage mit Apfel- und Birnbäumen, Lavendel, Rosen, Flieder, Hortensien und beim Hauseingang einen Feigenbaum. Alles ist auf verschiedenen Ebenen angelegt und mit Natursteinmauern aus San-Bernardino-Stein geschickt arrangiert. Aus dem gleichen Material bestehen auch ein Brunnen und die Platten des idyllischen Sitzplatzes – ein bevorzugter Aufenthaltsort der Bewohner, wie Sandra Romer meint. «Die Liegenschaft hat den Touch des Südens».
Wohltuende Schlichtheit mit grandioser Aussicht
Nach dem Betreten des auf den ersten Blick zweigeschossig wirkenden Hauses gelangt man in die grosszügig konzipierte Wohnküche. Eine attraktive Küchenkombination in dezenter Farbe und gut platzierte, zeitgenössische Bilder an den glattverputzten, weissen Wänden prägen den Raum. Den Kontrast zum modernen Interieur bildet eine abgelaugte Holzkommode, die auch als zusätzliche Abstellfläche dient. Der Fussboden ist mit mattem Eichenparkett belegt. Hier wirkt nichts protzig. Es herrscht eine wohltuende Schlichtheit. Das zeugt vom sicheren Stilgefühl der Bewohner. «Hier halten wir uns auch mit Gästen meistens auf, wenn wir nicht den Garten geniessen», sagt Sandra Romer.
Wir sitzen am langen Tisch beim Kaffee und geniessen die grandiose Aussicht über den Rebberg und die Stadt bis weit in Richtung Westen. Das ist ein weiteres Highlight des Anwesens an der Berggasse. «Das Haus wurde 1935 vom Architekten Mächler erbaut. Er lehnte sich vermutlich an die Moderne an. Aber er versah den Bau nicht mit dem damals trendigen Flachdach», erklärt Michael Schumacher, der selbst ein Architekturbüro leitet. «Wir sind mittlerweile froh über den Entscheid des Erbauers. So haben wir auf dem Estrich viel Stauraum, was ja bei einer fünfköpfigen Familie durchaus Sinn macht.» Ursprünglich sei das Haus für ein Ehepaar, dessen Tochter und eine Magd konzipiert worden, bemerkt Michael schmunzelnd. Danach wurde die Liegenschaft jahrelang an verschiedene Familien vermietet. Einst lebte hier sogar eine Art Alters-Wohngemeinschaft.
«Es war quasi Liebe auf den ersten Blick»
Auch Sandra und Michael haben das Haus zuerst gemietet. «Vorher wohnten wir an der Loëstrasse und suchten aus Platzgründen eine neue Bleibe. Wir hatten schon zwei Söhne», erinnert sich Sandra. Das Haus war zur Miete ausgeschrieben, und als sie sich die Liegenschaft angesehen hätten, sei das quasi wie Liebe auf den ersten Blick gewesen. «Das Haus besass trotz einiger Mängel einfach Charme und die erhöhte Lage mit der einmaligen Aussicht, dem alten Baumbestand im Garten und dem angrenzenden Weinberg hat uns in den Bann gezogen.» Sandra und Michael zogen mit ihren Söhnen in die Berggasse und nahmen schon während der Zeit als Mieter einige Sanierungen vor. Aber das sei bloss Kosmetik an der Wirklichkeit gewesen. Denn die Vermieter hätten kaum was in die Liegenschaft investiert. Dennoch war dem Ehepaar bald klargeworden, dass es das Objekt kaufen wollte. Da wären wir wieder bei der Liebe auf den ersten Blick . . .