So geht sanfte Restauration
Das vierstöckige fast quadratische Wohngebäude wurde mit grosser Wahrscheinlichkeit 1710 (Jahrzahl im Giebel) als Doppelhaus mit gemeinsamem mittigem Hauseingang und Treppenaufgang erbaut. Nordseitig kam später ein grosses Ökonomiegebäude hinzu.
Das Keller- und das Erdgeschoss weisen bis ein Meter dickes Mauerwerk auf und beide Decken sind mit Kreuzgewölben, die an den massivsten Stellen über zwei Meter dick sind, erstellt. Weder Feuerstellen, Kamin noch Täfer waren hier vorhanden. Dies darum, weil sich laut Bühlers früher im Erdgeschoss ein Laden, ein Restaurant und im hinteren Bereich ein Schlachtraum befanden. Dieser Schlachtraum ist heute die Küche mit Türe zum Garten. Auch diese war vorhanden, nichts wurde verändert ausser, dass der bestehende, grau schimmernde, glattpolierte Mörtelboden sich im grossen Chromstahl-Kochblock spiegelt, der mitten im Raum steht. Keine Regale verstellen den Blick auf die frisch gekalkten Wände, einzig ein unauffälliger Radiator musste montiert werden, der Wärme wegen. Dass sie in der kalten Jahreszeit nicht barfuss und im T-Shirt hier wohnen würden, war Bühlers von Anfang an klar. Eine Fussbodenheizung in dieses historische Haus einzubauen, wäre nur mit viel Aufwand und Zerstörung der alten Substanz gegangen.
Nur ein Bauteil ersetzt
Der vordere Raum neben der Küche ist das kleine Esszimmer und getrennt durch den grossen Hausflur mit Steinplattenboden befindet sich ein Saal, der über die ganze Hauslänge reicht und als Musik- und grosses Esszimmer dient. Auch bei diesen beiden Räumen wurde nichts verändert. Über eine doppelläufige Treppe, die als einziges Bauteil ersetzt werden musste, da sie vor Jahrzehnten nicht fachgemäss erstellt worden war, gelangt man auf halber Höhe zur Türe, die zum Ökonomiegebäude führt. Dort wurde in den 1980er-Jahren auf ein grosses Podest angrenzend ans Haus ein kleines Badezimmer eingebaut. Das nutzten Bühlers für einen Vorraum mit Treppe zum Heustall hinunter und für eben diesen Zweck, nur viel grösser. Eine freistehende Badewanne, eine Dusche mit Glastrennwand, der Boden mit hellem San-Bernardino-Granit belegt, die Wände vergipst mit weissem Glattputz, aufgelockert durch einen, zur Konstruktion des Stalls gehörenden Naturstein-Pfeiler, und ein riesiges Panoramafenster zum Heustall hin sind nebst der Küche fast die einzigen sichtbaren Zugeständnisse an die heutige Zeit und vermitteln trotzdem Behaglichkeit. Damit soll nicht gesagt sein, dass Bühlers sich in einem Museum befinden, sondern dass die Haustechnik sehr sorgfältig geplant und in Absprache mit den Fachleuten installiert wurde. Auch hat man nirgends das Gefühl, sich in einem inszenierten Ausstellungsraum zu befinden. Die Kinder sind überall sichtbar, die Möbel, fast alles Erbstücke aus vielen Stilepochen und ältere Neuanschaffungen, sorgen für ein fröhliches Nebeneinander.