In Filzpantoffeln gehts in die Küche – am Boden Natursteinplatten. Er ist warm – eine Bodenheizung. Darauf ein eiserner Kochherd aus dem 19. Jahrhundert, wo Grossmutters Rezepte nachgekocht werden. Wo früher ein gemauerter Ofen stand, den man nicht mehr benutzen konnte, ist jetzt der offene Durchgang ins Wohnzimmer mit gotischer Decke. «Ein wahnsinniges Objekt», sagt Max Rüedi über das Haus. «Ich kenne die Fehler, habe Kompromisse gemacht, einrichtungsmässig. Es fängt an beim Möbelhaus und geht bis zum Designerunikat.» Wo er keine Kompromisse macht, ist bei der Rückführung auf den Ursprungszustand des Hauses. «Es ist ein Arme-Leute-Haus an ungünstiger Lage im Zentrum, wie es sie in vielen Bergdörfern im Kanton Graubünden noch gibt. Es geriet etwas ab der Zeit, weil es über längere Zeit unbewohnt war, und war deshalb, als wir es kauften, in den oberen Stockwerken unbewohnbar. Einzig das Webzimmer – die Stüva sura – wurde noch benutzt. Hier webte eine Verwandte des Vorbesitzers – eine Kindergärtnerin – Flickenteppiche in einem mit einer Neonröhre erhellten Raum.»
Die Vorbesitzerin
Im ebenerdigen Teil hatte am Schluss Marie-Giseppa Caspar gelebt und sich alles so eingerichtet, dass sie keine Treppen steigen musste. Sie schlief in der Nebenstube, liess ein Etagen-WC einbauen und eine Küche mit Fliesenboden. Danach war dieses in der Kernzone von Riom gelegene Haus nicht mehr bewohnt. «Die Kernzonen dürfen nicht ausbluten», fordert Rüedi und meint damit, dass solche Häuser anderswo leer stehen, bis sie abgerissen werden. Dabei ist es eines der ältesten des Dorfes Riom, es stammt aus dem 13. oder 14. Jahrhundert und überlebte als eines von wenigen den verheerenden Dorfbrand von 1864. «Es gab Zeiten, wo hier zwei Familien lebten, das Haus ist im Laufe der Jahre immer wieder umgebaut und angepasst worden.» Rüedi zeigt auf eine barocke Tür mit historischem Eisenschloss und Metallbeschlägen. «Diese Tür fanden wir im Estrich. Dort lag ‹meterdick› der Unrat.»