Durchdachtes Raumkonzept
Über Bistro und dem Eingangsbereich liegen die Wohnungen, behindertengerecht nach den Planungsrichtlinien für altersgerechte Wohnbauten der Schweizerischen Fachstelle für behindertengerechtes Bauen konzipiert. «Das heisst, grosszügige Verkehrsflächen für Menschen im Rollstuhl», erklärte Margrit Weber bei einem Rundgang durchs Haus. Als Fachfrau weiss sie, was Menschen mit Behinderungen hilfreich ist. So sind auch die Bäder gross, Spiegelschränke wegen der Höhe weggelassen, Hilfsapparaturen vorhanden. In der Küche ist der Backofen für ältere Menschen bequem erreichbar. Die Abwaschmaschinen haben keine Normgrösse, sondern sind kleiner. Dafür sind grosse Fensteröffnungen eingebaut, welche die Verbindung zum Dorf und zur Aussenwelt schaffen. Versehen sind sie mit schmalen Lüftungsfenstern, um das Bild beim Ausblick nicht zu teilen. Da im Keller kein Platz vorhanden war für Abstellräume, ist in jede Wohnung ein solcher integriert. In den grösseren Wohnungen sind der Schlaf- und der Wohn-/Essbereich durch Schiebetüren trennbar. Offen gelassen, vermitteln sie den Eindruck von zusätzlicher Gesamtfläche. Unter dem Dach steht Rekonvaleszenten, welche vorübergehend Betreuung brauchen, oder pflegenden Angehörigen eine möblierte Gastwohnung zur Verfügung.
Das Gesamtkonzept von WohnenPlus ist umfassend. Die Genossenschaft bietet in Zusammenarbeit mit der Spitex Bündner Herrschaft auch ein Betreuungsangebot, welches aus einem Basis-Service-Paket und einem möglichen individuell vereinbarten Angebot besteht. Zudem bildet das Bistro einen integrativen Teil mit dem Hauptziel, den Bewohnerinnen und Bewohnern Begegnungsmöglichkeiten auch mit Besuchern und externen Gästen anzubieten. Der Mittagstisch ist auch für Passanten und Dorfbewohnern geöffnet. Zusätzlich wird er für Schulkinder angeboten. Betrieben wird das Bistro von «WohnenPlus». Fünfzehn freiwillige Helfer und Mitarbeiter seien im Team für das Bistro und die allenfalls nötige Betreuung bereit, erklärte Margrit Weber. Auch sie selbst hat das ganze Projekt von Anfang an ehrenamtlich begleitet. Sie kann sich diesen öffentlichen, geführten Raum durchaus auch als kleiner kultureller Treffpunkt vorstellen. Inzwischen gestalten die Landfrauen Fläsch einen Nachmittag pro Monat für die Bewohnerinnen und Bewohner. «Vielleicht kommen andere Vereine dazu und erweitern das Programm. Aber wir machen Schritt für Schritt. Wenns funktioniert, ist es genial, wenn nicht, haben wir es mindestens probiert», hält sie fest.
Ein weiter Weg der Materialisierung
Zurück zum eigentlichen Gebäude. Die Gebäudehülle wurde in Anlehnung an die alten Wohnbauten in der Kernzone von Fläsch mit einem muralen Charakter ausgebildet. Die Materialisierung sei ein recht langer Weg gewesen, erklärt Marc Saladin. Ursprünglich war eine Betonfassade angedacht. Sie fiel dann aus Kostengründen weg und ist nun in einer speziellen Putztechnik gehalten. Auch die Parkettböden waren aus demselben Grund Diskussionsthema. Saladin setzte sich stark dafür ein. Parkett sei ein entscheidendes Element für die Atmosphäre im Gebäude. Verlegt wurde schliesslich Eichenparkett. Die Bäder in den Wohnungen sind gefliest.
Auch wenn die Idee und das Gesamtprojekt einen nicht ganz einfachen Weg hinter sich haben, sind Marc Saladin und Margrit Weber heute mit dem Ergebnis zufrieden. Das ist auch die Landwirtschaftliche Genossenschaft Fläsch als Bauherrin und deren Präsident Leonhard Kunz: «Es sollte ein Bau für die Allgemeinheit werden. Wir wollten dem Dorf etwas zurückgeben. Das ist gelungen.»