Abos!

WOHNEN IM ARVENUMFELD.

Schon von alters her kannte man die harmonisierende Kraft der Arve. Das Holz der frosthärtesten Baumart im Alpenraum mit seinen vielen dunkel-rotbraun gefärbten Ästen erlebt in Graubündens Schreinereien derzeit eine eigentliche Renaissance im Innenausbau und bei Möbeln. Wie man die Arve inszeniert.


Text: Fridolin Jakober 

Bilder: Mathias Kunfermann; ALPINELODGING

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Die charakteristischen, bis zu 300 Jahre alten Arven prägen den Alpenraum dort, wo sonst keine Bäume mehr wachsen. Von Wind und Wetter gezeichnet, trotzen sie allen Widrigkeiten und werden im Laufe ihres Lebens zu richtigen Individuen. Ihre Nüsschen sammelte man früher für die Tuorta da Nusch, ihr weiches, leicht zu schnitzendes Holz war bei den Engadiner Bauern beliebt. Sie stellten daraus im Winter einfache Möbel und Wand­ver­kleidungen her. Vieles davon gilt heute als erhaltenswertes Kunstdenkmal.  

Damit das Arvenholz seine optimalen Qualitäten ausspielen kann, ist der Einschlagszeitpunkt von zentraler Bedeutung. Bereits unsere Vorfahren schlugen die Bäume – auch die Arven – im Winter bei «nidsigändem» Mond. Dann nämlich enthält das Holz wenig Feuchtigkeit und bildet weniger Risse. Zudem widersteht es später dem Feuer besser. Mondholz wird heute von spezia­lisierten Anbietern der Region bewusst geschlagen und für die später gewünschte Nutzung gelagert und weiter­verarbeitet.


Gesund und antiseptisch

Heute entdecken Schreinereien und anspruchsvolle Kunden das kostbare Holz auf neue Weise. Einerseits, weil inzwischen durch Forschungen nachgewiesen wurde, dass ein Arvenumfeld sich tatsächlich positiv auf seine Bewohner auswirkt. Die Herzrate sinkt, man schläft tiefer und wacht erholter auf. Anderseits ent­wickelt das im Arvenholz enthaltene ätherische Öl eine stark antiseptische Wirkung. Auch diesen Effekt nutzten unsere Vorfahren, indem sie Kleiderschränke und Truhen, Küchenmöbel und Futterkisten, vor allem aber Schlafzimmermöbel und Täfer aus Arvenholz schufen – und auch dieser Effekt wird heute wieder entdeckt.

Von der Gestaltung her gehen Möbel und Inneneinrichtungen in verschiedene Richtungen. Nach wie vor entstehen kunst­handwerklich bearbeitete Stücke mit Kerbschnitzereien nach historischen Mustern und mit Einlegearbeiten verzierte Preziosen, neu wird das Holz auch für glatte Oberflächen in moderner Formensprache verwendet. Oft werden beide Formsprachen sogar nebeneinander angeboten.


Arven prägen den alpinen Raum Graubündens.

Kombination von Stil und Charakter

Wer sich mit dem Charme des gesunden Holzes einrichten will, tut deshalb gut daran, seinen Stil zuerst festzulegen, um dann das charakteristische Material am richtigen Ort einzusetzen. Die Inspiration dazu findet sich im historischen Engadinerhaus ebenso wie in zeitgenössischen Bauten. Mit Arve lässt sich ein Akzent setzen, wenn ein bewusster einheimischer Kontrast zu einem hellen, von klaren Linien dominierten Umfeld gesetzt werden soll. Es lässt sich ein gemütliches Umfeld erzeugen, wenn – etwa in einer Ferienliegenschaft – bewusst das Traditionelle gesucht wird. Natürlich ist es besonders dort effektiv einzusetzen, wo bereits früher mit Arve gearbeitet worden ist. Auch in Kombination mit Antikholzdielen oder Balken spielt es seine warme Farbe geschickt aus. In allen Fällen aber hilft es, sich mit Architekten und Inneneinrichtern, vor allem aber mit den Schreinern der Region auszutauschen und sich beraten zu lassen, gerade, wenn Arvenholz mit anderen Holzarten wie etwa der Lärche oder mit eingefärbten Dekorflächen kombiniert wird.

Und selbst wenn sich der Ausbau mit einem Arventäfer für das eigene Schlafzimmer nicht anbietet, so lassen sich die positiven Wirkungen der Arve trotzdem für das Wohn- und Schlafumfeld nutzen. Der lang anhaltende Duft des Holzes – das Arvenparfüm – wird heute ebenso vermarktet wie die Späne des Holzes, die in Kissen und Duvets verarbeitet werden.


Entspannt schlafen im Arvenumfeld.Harmonische Alpine-Lodging-Kombination der Naturmaterialien.Massives Arvenholz schafft bei ALPINELODGING Engadiner Charakter.