Die charakteristischen, bis zu 300 Jahre alten Arven prägen den Alpenraum dort, wo sonst keine Bäume mehr wachsen. Von Wind und Wetter gezeichnet, trotzen sie allen Widrigkeiten und werden im Laufe ihres Lebens zu richtigen Individuen. Ihre Nüsschen sammelte man früher für die Tuorta da Nusch, ihr weiches, leicht zu schnitzendes Holz war bei den Engadiner Bauern beliebt. Sie stellten daraus im Winter einfache Möbel und Wandverkleidungen her. Vieles davon gilt heute als erhaltenswertes Kunstdenkmal.
Damit das Arvenholz seine optimalen Qualitäten ausspielen kann, ist der Einschlagszeitpunkt von zentraler Bedeutung. Bereits unsere Vorfahren schlugen die Bäume – auch die Arven – im Winter bei «nidsigändem» Mond. Dann nämlich enthält das Holz wenig Feuchtigkeit und bildet weniger Risse. Zudem widersteht es später dem Feuer besser. Mondholz wird heute von spezialisierten Anbietern der Region bewusst geschlagen und für die später gewünschte Nutzung gelagert und weiterverarbeitet.
Gesund und antiseptisch
Heute entdecken Schreinereien und anspruchsvolle Kunden das kostbare Holz auf neue Weise. Einerseits, weil inzwischen durch Forschungen nachgewiesen wurde, dass ein Arvenumfeld sich tatsächlich positiv auf seine Bewohner auswirkt. Die Herzrate sinkt, man schläft tiefer und wacht erholter auf. Anderseits entwickelt das im Arvenholz enthaltene ätherische Öl eine stark antiseptische Wirkung. Auch diesen Effekt nutzten unsere Vorfahren, indem sie Kleiderschränke und Truhen, Küchenmöbel und Futterkisten, vor allem aber Schlafzimmermöbel und Täfer aus Arvenholz schufen – und auch dieser Effekt wird heute wieder entdeckt.
Von der Gestaltung her gehen Möbel und Inneneinrichtungen in verschiedene Richtungen. Nach wie vor entstehen kunsthandwerklich bearbeitete Stücke mit Kerbschnitzereien nach historischen Mustern und mit Einlegearbeiten verzierte Preziosen, neu wird das Holz auch für glatte Oberflächen in moderner Formensprache verwendet. Oft werden beide Formsprachen sogar nebeneinander angeboten.