Was haften bleibt
Damit hat Gerber schon das Marketing-Konzept umrissen: Gäste ansprechen, die auf den grossen Radrouten unterwegs sind und die hier vorbeikommen, Gruppen, die zusammen etwas erleben. «Wir wollen mit den Leuten unterwegs sein, sie sollen erleben, was Mountainbike ist. Denn es sind die Erlebnisse und die Geschichten darüber, die in Erinnerung bleiben. Sie bleiben haften und diese Geschichten werden von den Kundinnen und Kunden auch weitererzählt.» Die Viamala schreibt die Storys. So arbeitet die Viamala Sportwerkstatt schon jetzt nicht einfach nur im Raum Thusis: «Wir sind mit unserem Anhänger im ganzen Kanton, wir vernetzen die Regionen, so dass der Gast das Erlebnis Graubünden bekommt. So ist der Fahrer des Bike-Shuttles manchmal ebenfalls der Koch. Und wenn die Kunden von der Tour zurückkommen, wartet auch mal ein Topf mit Pasta auf sie. Ein Erlebnis, das sie weitererzählen, das versuchen wir ihnen zu bieten.» Einer der Partner ist das Trailcenter in Thusis, es liegt – sozusagen wie die Gemeinde selbst – in der Mitte. Thusis in der Mitte zwischen Unterland und Engadin, das Trailcenter zwischen Alltagsvelofahrer aus dem Mittelland und dem anspruchsvollen Trail im Gebirge. «Hier können unsere Kundinnen und Kunden das Bike auch mal ausprobieren, bevor sie kaufen.»
Durchstarten
Heute sind Homeoffice und digitale Nomaden in aller Munde, wer kann, arbeitet gerne von Graubünden aus – daheim in der schönen Natur und zugleich digital immer am Puls des Arbeitsplatzes. Doch bereits vor der Corona-Pandemie begannen Martin Gerber und die anderen Initiantinnen und Initianten, über neue Formen des Arbeitens und Lebens nachzudenken, als Antwort auf die Frage: Wie sollen wir die Sportwerkstatt weiterentwickeln? «Wir starteten die Sportwerkstatt Viamala als No-names, aber inzwischen haben wir uns weit über die Region hinaus einen Namen gemacht. Unsere Frage lautet: Wie können wir unser Angebot differenzieren? Denn inzwischen gibt es einige, welche ebenfalls Biken als Erlebnis anbieten. Und wir wollten sowohl die Zielgruppen wie auch die Marktregion erweitern.» Das Resultat davon ist das Projekt viamalastorys.ch. «Wir haben Engländer hier, Amerikaner», sagt Martin, «wir haben in England Angebote platziert. Aber wie sollen wir uns weiterentwickeln? Wie gestalten wir die Arbeitswelt der Zukunft? Darüber begann ich schon vor vier Jahren nachzudenken. Wir haben Gruppen, die hierherkommen, und einige Biker daraus nehmen etwas von ihrer Arbeit mit. Sie machen vor einer Tour noch Online-Meetings, klären abends noch etwas per Mail. Also wollen wir ihnen hier noch mehr Platz bieten, damit sie nicht nur biken, sondern auch fokussiert arbeiten können.»
Business-Teams als neue Kunden
Im neuen Gebäude sollen die Bikerinnen auch übernachten. «Wir sind schon jetzt mit Hotels vernetzt, aber damit werden wir den Nutzen für uns und die ganze Region steigern. Wenn man nämlich bei uns arbeiten und übernachten kann, können wir eine neue Kundengruppe ansprechen: Business-Teams.» Der Begriff dazu lautet: Workation – die Verschmelzung von Ferien und Arbeit. «Bereits jetzt organisiere ich etwa Strategie-Workshops. Natürlich wollen wir in Zukunft noch mehr Teams ansprechen und ihnen Workation anbieten.» Dazu gehört ein gesamtes Paket mit einem Programm auf dem Bike, mit Wandern, aber auch mit Workshops in der Natur. Das Ziel ist, die Marktregion zu vergrössern und in der gesamten Schweiz Geschäftskunden anzusprechen. Die kommen dann nach Thusis zum Arbeiten, Übernachten. Sie können von hier aus Biketouren machen, sie finden die nötigte Infrastruktur fürs Co-Working, Meetingräume und Kursräume, etwa für Ateliers oder Yoga. «Das von Albertin Architekten geplante Gebäude adressiert diese Themen. Wir wollen Teams von bis zu zwölf Leuten ansprechen, hier einen Event zu machen.» Auch Businesswelt und lokale Leistungsträger sollen sich treffen und aktuelle Themen austauschen.