Abos!

IM LAUF DER JAHRESZEITEN.

Wer mit Naturholzstämmen baut, organisiert die Ausführung seines Hauses rund um den Mond­holz-Einschlag. Damit die Stämme möglichst wenig Feuchtigkeit enthalten, werden sie im Winter – in der Saftruhe – geschlagen, zur richtigen Mondphase, ab März wird das Haus abgebunden, im Herbst geliefert und aufgebaut und im darauffolgenden Frühsommer kann man einziehen.


Text: Fridolin Jakober

Bilder: Romano Conzett

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Natürlich braucht auch ein Blockbau den nötigen Vorlauf der Planungs- und Projekteingabephase. «Wer ein Blockhaus will, der sucht keine Kernzone, sondern ein Grundstück in Randzonen.» Wie Blockbauer Romano Conzett versichert, suchen Kunden, die ein Blockhaus wollen, das Kontrastprogramm. «Sie haben lange in geraden Wänden gewohnt, manche auch in topmodernen Häusern, doch sie wollen zurück zu natürlichen Materialien.» Die bekommen sie beim Blockhaus. Bis auf das Betonfundament mit Untergeschoss besteht es aus Bündner Bergholz und einer Schafwollisolation und ist mit Holznägeln gefügt.

Mit den weitverbreiteten Heuställen aus Rundholz haben Blockhäuser wenig zu tun. Conzetts historisches Vorbild sind die alten Wohnhäuser, wie sie in Walsersiedlungen – etwa im Prättigau, Schanfigg, Landwassertal, Surselva oder im Safiental – noch heute stehen. In solchen Siedungen findet man eine Mischung von Häusern, gebaut aus «Flecken» – also Häusern mit flachen Holzwänden – und Rundholzbauten. Die Leute dort leben heute noch in Rundholzhäusern, die zwischen hundert und sechshundert Jahre alt sind.


Conzett selbst kommt aus einer Familie, wo die Bündner Blockbautradition gepflegt wurde. Seit 1930 besteht der Holzbaubetrieb der Familie in Jenaz, damals baute schon der «Neni» mit Rundholz. «Heute hört man oft, dass der Blockbau aus Kanada stamme.» Er hat aber seinen Ursprung in Mitteleuropa und Skandinavien. In der Geschichte geht der Blockhausbau bis in die späte Bronzezeit zurück. Das moderne Blockhaus ist lediglich eine Weiterentwicklung der Ursprungsform. «Es ist einfach so, dass man heute nach Nordamerika geht, um den neuzeitlichen Blockbau zu erlernen, weil derzeit dort viel mehr Blockbauten erstellt werden als hier und das Angebot der Weiterbildung für diese Bauart grösser ist.»

Der Naturstammbau wurde in den letzten Jahren weiterent­wickelt. Einerseits arbeitet man mit Maschinen, Kränen, Ketten­sägen und modernen Hobeln, andererseits hat sich auch die Bautechnik verbessert. Die früher übliche Rundkerbe wird heute durch die Sattelkerbe ersetzt. Sie versteift sich durch Kompression besser, das heisst, die Kerbe bleibt dank dem Eigengewicht des Holzes dicht.


Wohnlichkeit im RundholzhausKombination: Metall und Holz

Einfache Bauweise, vielfache Formen

An sich ist der Blockbau eine sehr einfache Bauweise für Wohnhäuser. Es ist spezifisches Handwerkskönnen gefragt. «Die Stämme werden gehobelt, damit sie leichter wirken. Sonst aber gibt es keine Formveränderung.» Was es dazu braucht, ist Er­fahrung bei der Arbeit mit runden Oberflächen sowie Fein­gefühl und Technik an der Motorsäge. «An der Kerbe zwischen den Stämmen gibt es keine gerade Linie. Mit dem geeichten Blockbauzirkel wird die Form des unteren Stammes auf den oberen Stamm übertragen.» So kann der Stamm passgenau zu­gesägt werden. Die erste Herausforderung ist die Wahl der Stämme. Schon beim Gang mit dem Förster durch den Wald werden die Bäume so ausgewählt, dass sie für das geplante Haus passen. «Beim Abbund frage ich mich: Welchen Stamm nehme ich auf den anderen? Welchen nehme ich höher, damit die Obhölzer noch gross genug sind? Ist er zu fein oder passt er?»

Dass man Blockbauten heute auf einem Werkhof abbindet – also schon einmal aufbaut, bevor man sie liefert –, hat praktische Gründe. Meist hätten die 60 bis 80 Stämme neben dem gewählten Bauplatz gar keinen Platz und auch die Lärm­immissionen der Kettensägen wären den Anwohnern nicht zuzumuten. Zudem können so parallel zum Abbund Bau­meisterarbeiten ausgeführt werden – also Aushub, Hausanschluss und Unterkellerung.

In jedem Fall entstehen die Häuser zu 100 Prozent auf Kundenwunsch. Conzett arbeitet dafür mit einem regionalen Architekten zusammen. Es sind beim modernen Blockbau sowohl schlichte wie auch spezielle Grundrisse möglich.Die Grenze für eine durch­gehende Innenwand ist allerdings mit elf Metern erreicht – längere Wände werden als Anbauten realisiert. Denn Conzett verarbeitet nur durchgehende Stämme und diese könnten, wenn sie zu lange sind, nicht mehr aus dem Wald transportiert werden.

Zur Trocknung gelagert werden die Stämme heute nicht mehr. Zwar sollte das geschlagene Holz wenig Feuchtigkeit enthalten. «Ich will das Holz so grün wie möglich verbauen. So hat es noch keine Risse. Ich nehme dem Holz mit speziellen Schnitten die Spannung, damit wird die Rissbildung geringer gehalten. Die Lagerung kommt von früher, als man keine Kräne hatten». Denn gelagertes Holz ist leichter und die Satzung geringer. Bei grünem Massivholz rechnet Conzett mit zehn Zentimeter Satzung pro Stockwerk. Diese Satzung wird bei den Säulen mit Satzungsrädern abgefangen.


Vom Wald über den Abbundplatz bis zum Aufbau: Ein Blockhaus entsteht.

Gemütlich und ökologisch

Romano Conzett ist reiner Blockbauer, er macht nur Rundholzbauten. «Blockbau reizte mich von Anfang an – es ist von A bis Z Handarbeit. Beim Rundholzbau braucht man noch den Holzhammer und den Stechbeitel.» Was viele Kunden am Blockhaus schätzen, ist die Wärme und Behaglichkeit, die eine Rundholzwand ausstrahlt. «Ich selber sehe immer ein Cheminée oder einen Ofen in der Mitte des Raumes, wo ein Feuer brennt, um diese Eigenschaften und die Gemütlichkeit noch mehr zu unterstützen.» Dabei lassen sich aber auch Trennwände mit Lehmputz oder Holzverkleidungen realisieren und zeitgenössische Heizungs­lösungen installieren.

Für das Blockhaus spricht aber vor allem auch die Ökologie. «Es besteht ja zur Hauptsache aus Rundholzstämmen, die aus lokalen Wäldern stammen, und aus Schafwolle, die aus der Schweiz kommt. Ein Blockhaus gehört dorthin, wo die Tradition herstammt und weiterlebt. Es hat seinen Platz nah an Wäldern, in Wiesen – dort, wo es mit seinem Umfeld in Beziehung steht: in der Natur.»


Dicht gefügte Rundholzstämme sorgen für hervorragende Wärmeisolation.Ein organischer Teil der Landschaft