Die Konzeption
Getreu dem ersten Grundpfeiler in der Philosophie des innovativen Architektenteams hatte die Konzeption des Gebäudes sich den Lebensbedürfnissen der Eigentümer anzupassen. Allerdings hätten die Lebenskonzepte der beiden neuen Eigentümer unterschiedlicher kaum sein können. Während Jakob Gross, der zukünftige Bewohner der rechten Haushälfte, Hundehalter ist und sich entsprechend für seinen Hund ein Wohnzimmer auf Gartenebene wünschte, wollte Marco Spinas beim Eintritt in die Wohnung auf der Parkebene zum Wohnbereich gelangen. Für ihn waren der seitliche Bezug des Hauses wichtig wie auch die Fernsicht über die Stadt Chur. Für den Architekten war klar: Jeder sollte jene Qualitäten bekommen, die er sich wünschte. Gleichzeitig sollte das Haus von aussen lesbar bleiben. Zudem hatte Lazzarini die Grundsätze der Bauhausarchitekten im Hinterkopf – schliesslich studiert er derzeit noch an der Fachhochschule in Chur. Die bei seinen architekturerfahrenen Dozenten, Norbert Mathis und Robert Albertin, erlernten Kenntnisse der Grundlagen des Entwurfs konnte er ebenfalls in die Planung miteinfliessen lassen.
Die Innovation
So lud Lazzarini Gross und Spinas in sein Haus aus den 1970er Jahren ein und liess sie im Wohnzimmer auf und ab gehen, um die Dimensionen des Raums sinnlich zu erfahren. Beide entschieden sich für einen zehn Meter langen Wohnraum und nun galt es, Reglemente und Bedürfnisse mit der Ästhetik in Einklang zu bringen. Beide wollten es nicht zu kompliziert, wollten einen Fitnessraum im Kellergeschoss, der von beiden genutzt werden kann, und natürlich sollte die Baugrundfläche des Attikageschosses, wie es gemäss Churer Bauordnung statthaft ist, auch genutzt werden – wenn auch nicht mit einem Giebeldach. So entwickelte das Team des Baubureaus OG 27 AG das Haus ausgehend von den Erschliessungszonen mit den Treppensetzungen als Zentrum des Hauses. Die hangseitig gelegene, durchgehende Treppenwand ist die Wirbelsäule des Hauses. Sie ist in Sichtbeton ausgeführt und bleibt, da sie unverputzt ist, im Haus überall sichtbar. Das Haus wird von unten nach oben kleiner. Doch geschieht die Verschachtelung nicht von oben nach unten, sondern indem die Räume nach allen Seiten versprengt werden. Nicht um künstlich Wohnraum zu schaffen, vielmehr sollte Wohnraum etwas sein, was aus guten Räumen wächst. Tatsächlich entstanden so vier ästhetisch überzeugende Fassaden. Insbesondere die Nordfassade passt sich durch den Versatz selbstverständlich in die Landschaft ein. Das Haus bleibt speziell auf die Natur bezogen – schliesslich ist es in unmittelbarer Nähe zum Waldrand. Die bündigen Fenster sind nicht innen angeschlagen – sie sollen vielmehr wie in einem Bilderrahmen die Landschaft zeigen, die schönen Ausblicke Richtung Calanda und Stadt sowie Richtung Rote Platte fassen. Eines dieser Highlights liegt im Attikageschoss der Wohnung Spinas. Vom Schlafzimmer mit Bad en suite geht der Blick direkt in den Wald.