Der historische Bezug
Das ist bei diesen Mehrfamilienhäusern gelungen. Fideris ist mit seiner Sternform einzigartig in der Schweiz. Seinen Dorfkern prägen die Patrizierhäuser, welche von den Herren Bavier, Beeli, Bühler, Engel, Gujan, Planta und Rofler erbaut wurden. Sie waren als Podestaten im Veltlin oder als Offiziere in fremden Diensten zu Geld und Ansehen gelangt und hatten sich als Landammänner und Richter des Kreises und des Zehn-Gerichte-Bundes eingesetzt. Das lässt sich an ihren stattlichen Steinhäusern mit den breiten Fassaden ablesen. Da Daniel Auer grosses Interesse an der historischen Bausubstanz und dem kulturellen Erbgut hat und deshalb das Nachdiplomstudium «Denkmalpflege und Umnutzung» an der Berner Fachhochschule absolvierte, suchte er auch bei der Planung dieser Mehrfamilienhäusern im Palottis-Quartier den Bezug zur historischen Bausubstanz von Fideris. Sie orientieren sich also in Grösse und Gestalt an den Patrizierhäusern im Dorfkern. Ihre Fassaden in gebrochenem Weiss, verputzt mit natürlichen Materialien auf Kalkbasis, die ruhige Anordnung der Fensteröffnungen und die Staffelung der um ein halbes Geschoss versetzten Volumen greifen architektonisch sorgsam in die Umgebung ein und zeigen sorgfältige Planung.
Auf den zweiten Blick
Auch bei der Nachhaltigkeit wurden Akzente gesetzt. Einerseits ist das Haus sehr gut gedämmt und wird von einer Sole-Wasser-Wärmepumpe beheizt. Andererseits wurden seine Aussenwände mit Einsteinmauerwerk erstellt, was im Inneren für ein angenehmes Raumklima sorgt. Die Grossblocksteine für das Einsteinmauerwerk stammen von der Ziegelei Landquart und haben ein System, um behagliche Wohnqualität zu schaffen. Denn die Isolation ist in den Stein eingebaut, was Heizkosten spart und auch die Unterhaltskosten reduziert. Die Wahl der Bodenbeläge orientierte sich an der Funktion der Räume, wobei man sich einerseits für Holz, andererseits für schwarze Plattenbeläge entschied. «Die Beläge im öffentlichen Bereich, dort wo der Gast die Wohnung erlebt, sollen hölzern sein. Die Küche dagegen bekommt traditionelle Zementplatten.»
Doch wie kam Fideris zu diesen neuen Mehrfamilienhäusern? Die Gebrüder Marco, Armin und Beat Reinstadler als Bauherren waren auf der Suche für eine nachhaltige Investition, welche dem Dorf einen Mehrwert bringen soll. Da in Fideris das Angebot von Mietwohnungen für junge und alte Menschen, für Alleinstehende und Paare, aber auch für Familien sehr beschränkt ist, verlangten sie verschieden grosse Wohnungen mit attraktiven Raumprogrammen. Und so entstanden insgesamt sieben neue Wohnungen mit zeitgenössisch hohem Ausbaustandard und direktem Blick aufs Dorf – zwei 2,5-Zimmer-Wohnungen, drei 3,5-Zimmer-Wohnungen und zwei 5,5-Zimmer-Wohnungen.
Den Fischen bleiben die beiden jungen Architekten von auer.conte treu, zwischen Ennenda und Fideris liegt der Walensee. Gerade arbeiten sie an einem An- und Umbau in Quinten für ein Bed & Breakfast-Projekt. Dabei werden die fünf Gästezimmer mit Balkon zum Walensee in den Farben von Rotfeder, Hecht, Egli, Forelle und Felche gestaltet. Zweifellos originell, aber auch mit dem engen Bezug zur Umgebung und zur Siedlungsstruktur. Mehr Informationen: www.auerconte.com