Zusammenleben für Studenten
Es gab Wohn-, Ess-, Schlaf- und Studienräume und es gab strenge Regeln – die älteste Burse wurde 1257 in Paris für arme Theologiestudenten gegründet, es ist das Collège de Sorbonne. Schon fast nach klösterlichen Regeln waren ihre Nachfolgeinstitutionen, die Theologenkonvikte, die Stifte und Studienhäuser organisiert, die meist dem Bistum und der Theologischen Fakultät nahestehen. 1957, also genau 700 Jahre nach der Gründung der ersten Burse, proklamierte Raumplaner Hans Marti im modernen Richtplan das Idealmodell für Chur, die Stadt wuchs und mit ihr die Wohnsiedlungen – vom Bananenblock bis zum Lacuna-Quartier. Die Schülerzahlen explodierten, und so wurden Schulhäuser und ein Lehrerseminar gebaut. Teilweise baute man noch nach dem Vorbild der Landi-Architektur, manch anderes Gebäude aus dieser Zeit – etwa die Heiligkreuzkirche – wird dem Brutalismus zugerechnet. Und weil das alte Konviktsgebäude von 1901 neben dem alten Kantonsschulhaus – das man ja auch neu bauen wollte – im Weg war, verlegte man das neue Wohnheim für die Schüler aus den entlegenen Tälern am gleichen Hang stadtauswärts.
Herausragenden Bau erhalten
Tatsächlich aber entstand dort von 1967 bis 1968 nicht nur ein Wohnheim für 100 Schüler – seit 2004 sind auch Schülerinnen zugelassen –, sondern der markante Abschluss der Alpenstadt gegen das Schanfigg und den Montalin hin, ein herausragendes Denkmal der Nachkriegsmoderne in Chur. Insbesondere wer auf die Lenzerheide fährt, kann es nicht übersehen. Es bestanden kaum Zweifel daran, dass das Konvikt als Zeitzeuge erhalten werden muss, und das Gesetz über die Mittelschulen sieht auch vor, dass der Kanton seinen Mittelschülern ein preiswertes und betreutes Wohnen ermöglichen soll. Allerdings fehlten die Finanzmittel, um an den Gebäuden Werterhaltung zu betreiben. Aus demselben Grund wurde in den 1990er-Jahren die energetische Gesamtsanierung abgeblasen. Fazit: Notwendige Investitionen zur Werterhaltung wurden nicht durchgeführt, es besteht heute grosser Unterhaltsbedarf.